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Buch basiert auf Experimenten. Es schildert Veränderungen der Psyche unter dem Einfluß von LSD. Die psychedelische Droge LSD, genauer: das im April 1943 von Albert Hofmann in Basel zufällig entdeckte Lysergsäurediäthylamid, verleitet zu aben­te
LSD hebt grundsätzlich auf ein neues Erlebnisplateau, aber jeder Mensch hat ein anderes Erlebnisplateau, so daß die experimentellen Ergebnisse nicht durchweg zu generalisieren sind. Es lassen sich jedoch Verlaufskurven aufstellen, die sich auf die jeweilige Rauschtiefe beziehen. In die verschiedenen Phasen dieser Kurven lassen sich einige allgemeinverbindliche Merkmale eintragen, wobei berücksichtigt werden muß, daß es sogenannte normale Dosen nicht gibt, weil konditioneile und konstitutionelle Umstände hineinwirken, womit der physische Status des Probanden, seine seelische Gestimmtheit und die Umweltbedingungen gemeint sind. LSD setzt im Gegenteil Normen außer Kraft, denen der Künstler oft folgt, ohne sich dessen bewußt zu sein, ebenso lassen sich die bildnerischen Darstellungen unter LSD in das Normengebäude des jeweiligen Betrachters nicht einpassen.

Wenn hier vom ‘Künstler’ die Rede ist, so bezieht sich das auf das Kreative im weitesten Sinne: sei es determiniert durch eine individuelle, formalästhetische oder gesellschaftliche Produktivität. Der Maler stellte sich als Proband zur Verfügung, weil seine Mittel der optischen Darstellung von Erlebtem am differenziertesten ausgeprägt sind. Es wird also nicht über ästhetische Verhaltensweisen befunden, noch wird der hier
Versuch unternommen, neue Kriterien des Ästhetischen herzustellen. Die optischen Protokolle haben in jeder Phase ihre eigene Bedeutung im sensorischen und rationalen Bezug. Kompakte Prozesse künstlerischer und psychischer Produktion werden durch­schaubar.

Unter dem Einfluß von LSD wird die scheinbare Einheit künstlerischer Akte und der Reflexion darauf zunächst zerbrochen, in ihre Teile dissoziiert: die Anschauung oder Phantasie, die Vorstellung, das künstlerische Konzept, der technische Malakt, die

fertige Darstellung, deren Rückwirkung auf den Künstler und die Wirkung auf den Betrachter sind als getrennte Phänomene erkennbar und nachprüfbar. Die Mutation künstlerischer Impulse ist verfolgbar. In das gesunde Unbewußte wird Einblick ge­wonnen, ebenso wie in das Psychotische als eine Verselbständigung der Affekte. Der unter LSD sich vollziehende Prozeß dient dem Mediziner als Modell-Psychose. Auf dem Höhepunkt dieses Prozesses sind psychotische Merkmale ausgeprägt.

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Das Erlebnisplateau würde sich in dieser extremen Phase entscheidend wandeln. Durch einen psychotoxischen Prozeß, eben die Einwirkung des LSD auf den Organis­mus, entsteht ein Verschmelzungsphänomen, das wir als ‘Magisches Malen’ bezeichnen wollen. Es ist an die Stelle des sogenannten künstlerischen Bewußtseins getreten und bedeutet eine unreflektierte Identität von Vorstellung und Dargestelltem unter weit­gehendem Negieren der Außenwelt. Das subjektive Moment, die individuelle Erlebnis­bahn, hat gewissermaßen einen Höhepunkt erreicht und zugleich sich selbst als nicht mehr kommunizierbar ad absurdum geführt. Die Durchleuchtung individueller Vor­gänge in ihren sonst nicht faßbaren Modifikationen sowie authentische Protokolle, verbal und bildlich dargestellt, sind Basis und zugleich erklärtes Ziel des Folgenden: Erkundungsgänge im Unbewußten.

Die experimentelle Psychose unter dem Einfluß von LSD ist medizinisch faßbar als diffuse Erregung des Zentralnervensystems, primär des Gehirns. Die auslösenden Reize treffen mit zunehmender Geschwindigkeit ein und bewirken eine Erregung bestimmter Hirngebiete. Neue Verbindungswege öffnen sich, alte werden ungangbar; die neuen Erregungsströme fließen zusammen, und bekannte psychische Kräfte versiegen. Unmit­telbarer Ausdruck dieser Erregungen sind bestimmte Erlebnisqualitäten, eben die Phänomene des LSD-Rausches, die in ihrer Gesamtheit das jeweilige Erlebnisplateau darstellen. Verbildlichen wir uns dieses Plateau als eine Bühne: viele Schauspieler, verschiedene Charaktere agieren auf ihr; neue Spieler treten auf, mal steht dieser, mal jener Protagonist im Vordergrund. Einzelne erkennen wir wieder, andere sind für uns rätselhaft. Diese Erlebnisebene verschiebt sich ständig. Gefühle mutieren, geraten durch­einander und lösen sich; akustische und optische Wahrnehmungen verändern sich, das Raum- und Zeitempfinden variiert.

Die Psyche ist in der Lage, die durch das LSD aktivierten Regungen zu verarbeiten, das heißt einem gestaltbildenden Prinzip zu unterwerfen. Diese Steuerbarkeit reicht indes nur bis zu einem gewissen Erregungsgrad, der von der LSD-Dosis und der seelischen Ausgangslage abhängt. Von einer bestimmten Reizstärke an brechen die gestaltbilden­den Kräfte der Psyche zusammen. Die Erregungen zeigen sich dann nicht mehr als Reaktionen, die im Zusammenhang mit der Persönlichkeit des Probanden ohne weiteres verständlich sind. Extreme Affekte überfluten die übrigen Regungen - wie auf einem zu schnell abgespulten Film, dessen einzelne Phasen der Betrachter nicht mehr isolieren kann. Es liegt nahe, diese extremen Verlaufsformen mit Psychosen wie der Schizophrenie oder dem sogenannten manisch-depressiven Irresein zu vergleichen. Für solches ‘Out- flippen’ (so der Jargon) lassen sich im nachhinein die mutmaßlichen Anlässe rekon­struieren, wie etwa familiäre oder berufliche Belastungen, plötzliche seelische Er­schütterungen während des Versuchs, vielleicht auch das Ausbrechen einer zuvor laten­ten Neurose oder Psychose. Absicherungen gegen extrem psychotische Verläufe sind nicht möglich.

Solche Verläufe blieben als rein medizinische Sachverhalte für meine mehr ästhetisch intendierten Versuche außer Belang. Ich hatte es stets mit einem normalen oder quasi­normalen Verlauf zu tun. Mögen auch von Person zu Person, von Versuch zu Versuch und selbst innerhalb eines Versuchs die Erlebnisphasen wechseln, so ist der Funktions­wandel der Psyche doch stets durch die folgenden, sogenannten Basissymptome ge­kennzeichnet: Gesteigerte Affektivität,

http://www.youtube.com/watch?v=C-gaBVLPrIs

Bewußtseinsveränderung,

Denkregreß.

1 Veränderung der gestaltbildenden Kräfte

a Gesteigerte Affektivität

Alle Rauschmittel haben ein Gemeinsames: sie wirken sich auf die Affektivität aus, steigern die Gemütserregbarkeit. Der Gefühlsbereich wird angehoben, die Handlungs­impulse gehen zurück. Bei fast allen Rausch-Prozeduren treten gegensätzliche Stim­mungsreize auf, Kontrastpaare wie Heiterkeit und Gedrücktheit, Euphorie und De­pression, Gereiztheit und Friedfertigkeit, Minderwertigkeitsgefühl und Hybris, Locker­heit und Gespanntheit, Sicherheit und Bedrohtsein etc. Das veränderte Ich-Gefühl unter LSD ist nicht nur als Folge besonderer, ins Abnorme gesteigerter Erlebnisweisen aufzu­fassen, die eine Existenzerschütterung zur Folge haben, sondern als autonome toxische, das heißt medikamentös bedingte Stimmungserregung. Sie kennt einen unbegrenzten Reichtum gefühlsmäßiger Schattierungen, die bald als begeisternd und emportragend, bald als beängstigend und niederdrückend empfunden werden. Emotionale Reaktionen treten im Allgemeinen als eine proportionierte Skala von Empfindungen auf. Nur in Ausnahmesituationen verstärken sich die einzelnen Komponenten zum beherrschenden Affekt: Wenn einer ‘starr vor Angst’ ist, hat sich der Bestandteil ‘Starre’ des Gefühls ‘Angst’ dominant und alles andere ausschließend hervorgehoben. Unter LSD erleben wir die einzelnen Faktoren, zum Beispiel die Starrheit oder auch Gelöstheit, Heiterkeit, als selbständige, auf keinen Anlaß mehr bezogene Grundstimmung. Wir wundern uns vielleicht über sie, erleben sie als einen Film, der scheinbar nichts mit uns zu tun hat. ‘Geheimste Winkel rührenden Sentiments’ stehen ‘elementaren’ emotionalen Kräften gegenüber; in den extremen Tiefen eines Rausches werden vergessene Bereiche des Archetypischen und Magischen berührt.

Eine charakteristische Stimmung des LSD-Rausches ist die Euphorie. Oft entzünden sich an Gegenständen, an Geräuschen, an Gesprächsfetzen Heiterkeitsausbrüche, die durchaus nachvollziehbar sind und sogar auf den Beobachter ansteckend wirken. Das Groteske, Parodistische tritt hervor. Ein Proband im LSD-Rausch setzte sich zu Tisch und beschrieb seine Empfindungen:

»Ich lachte über die groteske Gesellschaft. Sie schmatzten, schnulzten, die Augen quol­len ihnen hervor; ich mußte herzlich darüber lachen, daß sie Speisen, die knallig gefärbt waren wie in der Pop-Art, habgierig in den Mund schoben. Ja, ich bog mich vor Lachen, es schien ansteckend zu wirken. Alle starrten mich an; wir waren in der fröhlichsten Gesellschaft, aber offenbar war ich selber der Anlaß für diese Heiterkeit.«

Heiterkeit wurde hier zur Euphorie. Sie ist dem Anlaß nicht mehr gemäß, sondern affektreich überladen. Solche Affektausbrüche können auch spontan auftreten, ohne Bezug auf




 
 
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